Marktbericht 1. Quartal 2021

Eine neue Epoche

Hamburg, den 6. April 2022 – Die Epoche eines Europas ohne Krieg ist Geschichte. Die Sicherheit in Europa wurde seit dem Ende des kalten Krieges nie essenziell infrage gestellt. Nun bedroht der Angriff Russlands auf die Ukraine das Leben von Millionen Menschen, Tausende sind auf der Flucht.

Jegliche Versuche, eine diplomatische Lösung für den Konflikt mit Russland zu finden, sind in den letzten Wochen gescheitert. Die Positionen gehen zu weit auseinander und sind zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer miteinander vereinbar. Der russische Präsident Wladimir Putin bezeichnet die Sanktionen der westlichen Staaten gleichbedeutend mit einer „Kriegserklärung“. Dies hat immense Spannungen zwischen Russland und dem Westen ausgelöst und stellt ganz Europa vor sicherheitspolitische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen.

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie ist die Gesellschaft dünnhäutig geworden und die Vielzahl an Krisen sorgen für Unsicherheit und Angst. Die zahlreichen und riesigen Antikriegsdemonstrationen sind allerdings ein Beweis dafür, dass noch reichlich Widerstandskraft in der Gesellschaft vorhanden ist.

Der Krieg in der Ukraine bringt den Menschen unendliches Leid, sodass die wirtschaftlichen Auswirkungen auf Deutschland und Europa im Vergleich dazu eher verblassen. Dennoch muss man sie im Blick behalten, denn die Sanktionen und die russischen Reaktionen darauf können zu einer zweigeteilten Welthandelsordnung führen, bestehend aus dem westlichen Block mit Europa, Japan und Nordamerika sowie dem östlichen Block, bestehend aus China, Russland und einigen inzwischen relativ abhängigen Ländern Südamerikas und Afrikas.

So könnte Russland Erdgas, welches nicht mehr nach Europa exportiert werden kann, an China verkaufen. Im Gegenzug könnte Russland dafür chinesische Konsum- und Investitionsgüter erhalten und beide Länder können diese Transaktionen abwickeln, ohne dabei den US-Dollar zu verwenden. Ob China es riskiert, die Beziehung zu seinen bisher wichtigsten Exportmärkten zu verschlechtern, ist fraglich. Dennoch ist eine stärkere wirtschaftliche Verflechtung zwischen Russland und China zu erwarten, was die chinesische Nachfrage nach europäischen Produkten (im Zweifelsfall unterstützt durch staatliche Konsumlenkung und eine massive Forcierung der eigenen Produktion von bisher importierten Industriegütern) reduzieren könnte. China könnte jedenfalls versuchen, Russland in eine stärkere Abhängigkeit zu führen und somit seine eigene Einflusssphäre deutlich vergrößern. Hinzu kommt, dass ein Energieembargo oder -importstop Europas chinesischen Wachstumsinteressen in die Hände spielt. Sollte z.B. BASF seine Produktion massiv drosseln müssen, würden chinesische Chemieproduzenten ihre Chance sehen, ihren bisherigen Qualitätsnachteil durch Quantität ausgleichen zu können und somit nachhaltig Marktanteile zu gewinnen. In einem gewissen Umfang, wäre also eine Verschärfung der Situation zwischen EU und Russland in Chinas Interesse. Eine sich aus der Gesamtsituation entwickelnde zweigeteilte Welthandelsordnung könnte zu einer Deglobalisierung führen, mit der viele ökonomische Vorteile, wie niedrige Preise für Konsumgüter und Energie, verloren gingen.

Inflation und steigende Zinsen bewegten die Märkte bereits vor Ausbruch des Krieges, der Krieg in der Ukraine treibt die Inflation zusätzlich und sorgt auch selbst für erhöhte Schwankungsintensität an den Kapitalmärkten. Die Unsicherheit über diese Themen lastet auf den Märkten. Unsere Einschätzung hierzu finden Sie in unserem Kapitalmarktbericht zum 1. Quartal 2022.

Gerne stehen wir Ihnen für Fragen, Anmerkungen oder Anregungen zu diesen oder auch weiteren Themen jederzeit zur Verfügung und freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.

Mit herzlichen Grüßen

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Marktbericht 1. Quartal 2022

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